Studien und Auswertungen

Das Projekt Juniorwahl hat sich seit seinem Bestehen 1999 zum größten Schulprojekt der politischen Bildung in Deutschland entwickelt. Neben dem Wahlakt mit realitätsgetreuen Wahlmaterialien stellt die unterrichtliche Vorbereitung anhand von didaktischem Begleitmaterial das Qualitätsmerkmal der Juniorwahl dar.
Mit dem hohen Qualitätsanspruch stieg zugleich der Anspruch der wissenschaftlichen Begleitung. Nicht nur, um das Projekt als Beitrag zur politischen Bildung zu legitimieren, sondern auch, um die Effekte und die Wirksamkeit der Juniorwahl auf eine empirische Grundlage zu stellen und die Abläufe kontinuierlich zu verbessern.
Wissenschaftliche Effekte
- Erhöhung der Wahlbeteiligung bei Erstwählern
- Erhöhung der Wahlbeteiligung der Eltern
- Sympathiewerte für Parteien steigen
- Mehr politische Diskussionen innerhalb der Familien
- Hauptprofiteure: Nicht-gymnasiale Schulformen
- Jugendliche ausländischer Herkunft oder islamischen Glaubens messen Juniorwahl eine politische Sozialisationsfunktion zu und werten Erfahrung positiver als andere Schüler
Quelle: Begleitstudie Juniorwahl 2001 Universität Stuttgart; Begleitstudie Kids Voting 1996 Stanford University; Begleitstudie Juniorwahl 2015 Hochschule Magdeburg mit Freie Universität Berlin; Begleitstudie Juniorwahl 2016 Hochschule Magdeburg
Die Juniorwahl hat zudem einen positiven Einfluss auf das politische Kommunikationsverhalten: Auf dem Schulhof wird über Politik diskutiert. Der Impuls der Juniorwahl und die Debatten werden darüber hinaus in die Familien getragen, was sich positiv auf die politische Partizipation der Eltern auswirkt. Die Effekte der Juniorwahl können so gesellschaftlich bedingte soziale Ungleicheit in der politischen Bildung tendenziell ausgleichen.
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Rahim Hajji, Professor für Sozial- und Gesundheitswesen an der Hochschule Magdeburg Stendal wurde das Projekt Juniorwahl parallel zu den Europawahlen 2014 sowie parallel zur Bundestagswahl 2013 empirisch untersucht.
Zudem wurde bereits im März 2001 die Juniorwahl parallel zur Landtagswahl in Baden-Württemberg wissenschaftlich durch die Universität Stuttgart - unter Federführung des Lehrstuhlinhabers für Sozialwissenschaften Prof. Dr. Oscar W. Gabriel - begleitet. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass die Kenntnisse über demokratische Abläufe und politische Zusammenhänge deutlich anstiegen und die Hauptprofiteure der Juniorwahl Hauptschulen und Realschulen sind. Bei dieser Gruppe ist der Wissenszuwachs am größten. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass der Anteil der Nichtwähler unter den künftigen Erstwähler/-innen von 22 Prozent auf unter 7 Prozent sank. Das Gesamturteil der Studie lautete: Eine regelmäßige Durchführung ist äußerst sinnvoll.
Auch das Projekt „KidsVoting“, das es in den USA seit über 25 Jahren gibt, wurde bereits vielfach von mehreren Universitäten bzw. von verschiedenen Wissenschaftler/-innen untersucht.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchungen wurde unter anderem festgestellt, dass Jugendliche und Kinder ihre Eltern auf direkten oder indirekten Wegen zur Beteiligung an der Wahl angestoßen haben, da sie sich stärker mit der anstehenden Wahl auseinandersetzten und mehr politische Diskussionen innerhalb der Familien entstanden. Es konnte nachgewiesen werden, dass sich die Eltern der beteiligten Jugendlichen um durchschnittlich 4 Prozent (teilweise bis zu 9 Prozent) häufiger an der realen Wahl beteiligten. Damit wurden vor allem Familien erreicht, die ansonsten aus dem politischen Geschehen ausgestiegen waren.
Zusätzlich schließt das Projekt die Lücke zwischen Schülern von höherem und niedrigerem sozio-ökonomischen Status. Jugendliche mit niedrigerem sozialen Status werden anhand des aktuellen Anlasses der Wahl auf das gleiche Niveau von Interesse und Teilnahme an eben jener gehoben. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass sich die Zahl der jungen Zeitungsleserinnen und -leser beinahe verdoppelte und sich die Jugendlichen verstärkt über tagespolitische Ereignisse informierten.
Darüber hinaus regen die Jugendlichen und Kinder ihre Eltern zum Lernen an, da sie sich für die aktuelle politische Situation interessieren, innerhalb der Familie politische Gespräche anregen und dabei u. a. auch ihr erlerntes Wissen weitergeben. 71 Prozent der an dem Projekt teilnehmenden Jugendlichen geben an, ihre Eltern zu verschiedenen aktuellen Themen der Politik zu befragen. Und auch ein größeres Wissen über politische Zusammenhänge lässt sich empirisch belegen: Beinahe 99 Prozent der Lehrerschaft hatte das Gefühl, das Wissen ihrer Schülerinnen und Schüler habe sich durch die Juniorwahl gesteigert.
Zusammenfassend ergeben sich folgende Schlussfolgerungen: Es entsteht mehr Wissen bei Jugendlichen und eine starkere politische Diskussion innerhalb der Familien. Zudem gibt es einen wesentlichen positiven Effekt zur Überwindung sozio-ökonomischer Unterschiede. Hinzu kommen eine erhohte Meinungsbildungsfahigkeit der Schuler und mehr Partizipation am politischen Geschehen auf allen Ebenen (auch im schulischen Bereich) sowie eine zweite Chance der politischen Sozialisation fur sozial benachteiligte Familien. Die Anzahl jugendlicher Zeitungsleser steigt ebenso, wie die Wahlbeteiligung der Eltern.
Rückmeldungen der Schulen
- 99% aller Schulen möchten noch einmal teilnehmen
- Juniorwahl macht Spaß und man "lernt fürs Leben"
- Politik wird in der Pause und zu Hause zum Thema
Begleitevaluationen der Juniorwahl seit 1999
Die Auswertungen der Evaluationen der vergangenen Jahre zeigen, dass sich die Juniorwahl zu einem der erfolgreichsen Schulprojekte entwickelt hat. Es konnte sich hervorragend im Schulalltag bewähren und sich über die Jahre zu einem nachgefragten Angebot der politischen Bildung etablieren. Die Rückmeldungen der beteiligten Schulen und Lehrkräfte sind durchweg positiv. Vor allem werden die realitätsnahen Wahlmaterialien und das didaktische Begleitmaterial gelobt sowie die Organisation und Betreuung durch das Juniorwahl-Team in der Umsetzung des Projekts.
Im Folgenden stellen wir Ihnen das Ergebnis der Evaluation zur Bundestagswahl 2017 in Kürze dar.
Ergebnisse der Evaluation der Juniorwahl zur Bundestagswahl 2017
In der Evaluation der Juniorwahl zur Bundestagswahl 2017, an der insgesamt 2.286 Lehrkräfte teilnahmen, befanden diese zu einer großen Mehrheit, dass die Juniorwahl „sehr professionell organisiert“ war, eine „sehr gute Betreuung“ gewährleistet sowie ein „hervorragendes Zeitmanagement“ erreicht wurde. Die Lehrkräfte fühlten sich durch die vielen Hilfestellungen und Materialien des Juniorwahl-Teams sehr gut auf die Umsetzung und Organisation der Wahl an ihrer Schule vorbereitet. So gaben 96 Prozent der beteiligten Lehrer/-innen der Projektorganisation die Note „sehr gut“ oder „gut.

Ein wirksames Instrument der politischen Bildung
Nach Einschätzung der Lehrkräfte stelle der Projektansatz eine nachhaltige und wirksame Form der politischen Bildung für Jugendliche dar. Durch die Auseinandersetzung der Schüler/-innen mit der Demokratie als Staatsform, dem Wahlsystem und den Parteiprogrammen im vorbereitenden Unterricht werde die Voraussetzung für eine begründete Wahlentscheidung geschaffen. Beim Wahlakt könnten die Schüler/-innen den wichtigsten Akt der politischen Teilhabe in der Demokratie aktiv einüben und ausprobieren und Unsicherheiten beseitigt werden. Dank des realitätsgetreuen Urnengangs werde der rein theoretische Rahmen aufgehoben und der Unterricht bereichert. Lehrende berichten, die Jugendlichen hätten das Gefühl, „für das Leben zu lernen“. Insgesamt gaben 96 Prozent der Schulen, die die Juniorwahl zur Bundestagswahl 2017 evaluiert haben, dem Projektkonzept die Note „sehr gut“ oder „gut“.

Die Einbindung des Projekts in den Schulalltag gelingt gut
Dank der guten Vorbereitungen und Materialien des Juniorwahl-Teams geben 83 Prozent der Lehrkräfte an, dass das Projekt hinsichtlich seiner Praktikabilität "sehr gut" oder "gut" in den Schulalltag eingebunden werden konnte. An den Schulen sei durch die Juniorwahl eine sehr positive Wahrnehmung und ein verstärktes Interesse an der Bundestagswahl entstanden. Die Schüler/-innen diskutierten auch in den Pausen und auf dem Schulhof lebhaft zu politischen Themen und setzten sich mit anderen Meinungen intensiv auseinander.
Viele Schulen haben die Juniorwahl zudem um Podiumsdiskussionen mit den Kandidat/-innen der Parteien ergänzt, die Schüler/-innen Wandzeitungen erstellen lassen oder Wahlpartys veranstaltet. Auch zeigten sich lokale und regionale Pressevertreter am Geschehen sehr interessiert und begleiteten die Juniorwahl in ihrer Berichterstattung.

99 Prozent der beteiligten Schulen geben an, an der nächsten Juniorwahl erneut teilnehmen zu wollen
Als Gründe führen die Lehrer/-innen die innovative Verbindung von Theorie und Praxis an, wobei die Schülerschaft vor allem durch ihre aktive Einbeziehung in die Organisation der Wahl motiviert gewesen sei. Die aktive Beteiligung und Verantwortungsübernahme sei besonders gewinnbringend für den Lernfortschritt und die persönliche Entwicklung der Schüler/-innen gewesen. Dies sei eine lebenspraktische Erfahrung für das weitere Leben gewesen, die die Schüler/-innen nachhaltig beeindruckt habe. So rege das Projekt auch solche Schüler/-innen an, über Wahlen nachzudenken, die anfangs wenig Interesse mitbrachten.
Die beteiligten Lehrkräfte berichten, dass die Schüler/-innen sich Dank der realitätsnahen Materialien und dem offiziellen Charakter der an den Wahlrechtsgrundsätzen orientierten Umsetzung der Wahl ernstgenommen und wertgeschätzt gefühlt haben.
Die Erfahrung, an einem solch großen Projekt mit schulübergreifendem Charakter und der Beteiligung von Schulen weltweit beteiligt gewesen zu sein, habe unter dem Großteil der Schülerschaft für Begeisterung und großen Eifer gesorgt – "es war 'Wahllust' statt 'Wahlfrust' zu spüren", berichtet eine Lehrkraft. Dies zeigte sich nicht zuletzt an der Wahlbeteiligung, die bei den Juniorwählern zur Bundestagswahl 2017 83,1% betrug. Damit konnten die Jugendlichen auch eine Vorbildfunktion für ihre Eltern einnehmen.
Nach Ansicht der Lehrkräfte habe die Juniorwahl bewiesen, dass die Kombination aus politischer Bildung im Unterricht, einem handlungsorientierten Ansatz, der die Schüler/-innen aktiv teilhaben lässt sowie die positive Öffentlichkeitswirksamkeit sehr gut funktioniert habe. Die allseits beklagte Politikverdrossenheit haben die Schülerinnen und Schüler widerlegt und das Projekt Juniorwahl sei insgesamt als voller Erfolg zu werten.
Abschlussbericht 2017
Wenn Sie den vollständigen Abschlussbericht der Juniorwahl im Rahmen der Bundestagswahl 2017 lesen möchten, schreiben Sie uns eine E-Mail an kontakt@juniorwahl.de, damit wir Ihnen diesen übersenden können.